Bad Honnef. „Bunt ist meine Lieblingsfarbe“ lautet ein bekanntes Zitat des Individualisten Walter Gropius. Vor 90 Jahren setzte sich der deutsche Architekt und Gründer des Bauhauses intensiv mit dem Massenwohnbau auseinander und trat für die Rationalisierung der Bauindustrie ein. Seine Überzeugung des individuellen Bauens auf der Grundlage eines vorgegebenen Baukastens gleicht rückblickend dem Startschuss für den modernen Holz-Fertigbau.
Deutsches Wirtschaftswunder und Typenhäuser
Den Beginn der deutschen Fertighausindustrie, also die Revolution ehemaliger Zimmereien hin zu industriell fertigenden Hausbauunternehmen, datiert der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) auf die 1950er und 1960er Jahre. Das deutsche Wirtschaftswunder schaffte in dieser Zeit Wachstum, das auch den Fertigbau antrieb. Immer mehr Häuslebauer erfüllten sich den Traum vom eigenen Heim – auch dank der damaligen Typenhäuser, mit denen ganze Wohnsiedlungen rings um die Städte neu besiedelt wurden. Die ersten Musterhäuser und auch schon Musterhausausstellungen weckten großes Interesse, denn sie zeigten innovative Wohn- und Einrichtungslösungen auf. Die erste große Ausstellung in Quickborn bei Hamburg zählt alleine bis 1965 schon 250.000 Besucher.
Im Jahr 1961 gründete sich der „Bundesverband Montagebau und Fertighäuser“, der 1988 in den heutigen „Bundesverband Deutscher Fertigbau“ umbenannt wurde. Immer schon verpflichteten sich die Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes zur Einhaltung von Qualitätsstandards, mit denen sie sich früh von Mitbewerbern des Hausbaus abgrenzten und die deutlich weiter gedacht waren als der handwerkliche Holzbau in Zimmereibetrieben. Der moderne Fertigbau entwickelte sich zu einer eigenen Branche neben dem konventionellen Nassbau.
Aus Typenhäusern werden Häuser für Typen
Bereits im Zuge der Energiekrise in den 1970er Jahren stellten die Fertighaushersteller auch die energetische Zukunftsfähigkeit ihrer Produkte unter Beweis. Dank technisch ausgeklügelter Holzwände wiesen die damaligen Häuser bereits einen geringeren Heizwärmeverlust auf. Das ist bis heute so und wird stetig optimiert. Generell stellt die Nachhaltigkeit eine entscheidende Kernkompetenz der Branche dar: Ging es in den Anfangsjahren des Fertigbaus oftmals noch darum, viele typisierte Wohneinheiten in kurzer Zeit zu bauen, so liegt der Fokus heute auf der Realisierung von individuellen und zukunftsfähigen Gebäuden. Maßgeblich geprägt wurde dieser Fortschritt durch die Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF), deren Satzung für alle BDF-Mitglieder verpflichtend ist. Seit Gründung der QDF im Jahr 1989 wurde die Satzung jetzt zum nunmehr 14. Mal an den Stand der Technik angepasst und an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit ausgerichtet.
Damit stellt sich der moderne Holz-Fertigbau auch weiterhin zukunftsfähig auf und ist gewappnet für kommende Herausforderungen wie die weitere Verschärfung von Energievorgaben oder die innerstädtische Nachverdichtung, denn auch über Ein- und Zweifamilienhäuser hinaus schafft die Branche inzwischen innovative Lösungen: von mehrgeschossigen Mietwohnungs- und Objektbauten bis hin zu Aufstockungen und weiteren Modernisierungen des Gebäudebestands. Im vergangenen Jahr war die Bauweise in Deutschland sogar gefragter denn je: Mit exakt 17.907 Häusern wurden 13,4 Prozent mehr Fertighäuser genehmigt als im Vorjahr. Das entspricht einem Marktanteil des Fertigbaus von 17 Prozent.
Wer sich heute ein Bild von der Individualität und Zukunftsfähigkeit der Bauweise machen möchte, besucht am besten eine der modernen Musterhausausstellungen des BDF. Immer mittwochs bis sonntags, von 11 bis 18 Uhr, haben die FertighausWelten in Köln, Wuppertal, Hannover und Nürnberg geöffnet. BDF/FT
Bild: Individualität, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gehören zu den Kernkompetenzen eines modernen Holz-Fertighauses. Foto: BDF/HUF
Quelle: Hausbau für Fortschrittliche